Drei dicke Kerzen brannten am Adventskranz der Gräfenhäuser Kirche, als die Taktlosen des Musikvereins mit Dirigentin Beate Petri im Altarraum Platz nahmen, um ihren Gästen „alle Jahre wieder“ ein Stündchen Vorfreude auf Weihnachten zu schenken. Soweit die Tradition. Der Blick ins Programmheft verriet, dass die Musiker bei der Auswahl ihrer Stücke ein etwas verändertes Konzept verfolgten.
Der rote Faden, der sich durchs Konzert zog, hieß „Frieden“. Dem bekannten Dona Nobis Pacem (Gib uns Frieden) folgte das etwas ungewöhnliche Stück Stop the Calvalry, dessen Titel zunächst wenig Weihnachtliches vermuten ließ. Doch die Taktlosen hatten sich diesmal überlegt, anstelle der üblichen Moderation den Zuhörern ihre Stückauswahl per Gedicht oder Liedtext näher zu bringen. Und der Text von Jona Lewie, in dem ein Soldat seinen Präsidenten darum bittet, die Kavallerie zurückzupfeifen und den sinnlosen Krieg zu beenden, damit er Weihnachten wieder zuhause feiern kann, überzeugte das Publikum hörbar. Auch John Lennon´s Imagine wurde mit seinem Liedtext über den Wunsch nach einer friedlichen, vereinten Welt ohne Hunger, Neid und Besitztum anmoderiert und von Solistin Claudia Blaurock am Altsaxofon hervorragend interpretiert. Damit war der Weg geebnet zu den nun folgenden leiseren Klängen. Ein Holzbläserquartett unter der Leitung von Ingeborg Stroh führte die Zuhörer mit dem Kanon in D-Dur von Johann Pachelbel ins 17. Jahrhundert, während anschließend drei junge Flötistinnen mit einem Satz aus Quatre Miniatures von Marc Berthomieu neoklassizistische Kammermusik des zeitgenössischen französischen Komponisten vorstellten. Die Begeisterung des Publikums zeigte, dass solche klassischen Werke wunderbar das Repertoire des großen Orchesters ergänzen und für Abwechslung sorgen. Doch nun war es wieder an der Zeit, mit dem vollen Klangkörper die tolle Akustik der Kirche auszunutzen. Gänsehaut bei „Hallelujah“ von Leonard Cohen wechselte nun mit einem Lächeln in den Gesichtern, als bei Sleigh Ride die Schlittenglöckchen, die klappernden Hufe und das Wiehern eines Pferdes (pardon, einer Trompete) zu hören waren. Den Abschluss des gelungenen Programms gestalteten alle Zuhörer gemeinsam mit dem Orchester, in dem sie aus vollen Kehlen Alle Jahre wieder erklingen ließen. Mit Musik im Herzen und der ein oder anderen Tasse Glühwein auf dem weihnachtlich geschmückten Vorplatz der Kirche, beschloss man einen schönen Adventsonntag.