„Keine Vorkenntnisse notwendig. Einfach kommen und mitmachen.“ Mit dieser Einladung ging vor zwei Jahren der Musikverein Gräfenhausen auf die Gräfenhäuser zu, um eine neue Gruppe mit erwachsenen Musikern zu gründen. „Lautstark“ – so der Name – feiert am Samstag im Schulhof der neuen Schlossschule seinen zweiten Geburtstag. Und probte die vergangenen Wochen im Bürgerhaus Gräfenhausen fleißig für den Auftritt.
Viele Saxophonspieler machen mit
„Wir spielen erstmal nur auf Klang“, sagt Dirigent Michael Wiesner zum Probenbeginn. Wichtig sei der Klang und nicht die Lautstärke, auch wenn da „fortissimo“ stehe. „Lasst die Luft fließen.“ Das Stück heißt „To a Skylark“ (Für eine Lerche), das Orchester spielt es durch und Michael Wiesner ist zufrieden. Fast. Irgendwas fällt den hauptberuflichen Musiklehrer immer auf. „Bleibt nicht mit den Augen in den Noten hängen“, mahnt er freundlich. „Die Noten kennt ihr“, versichert er ihnen. „Nehmt Blickkontakt zu mir auf.“ Weiter geht es mit dem Stück „Sax Attack“. Was besonders gut zu „Lautstark“ passt, da im Orchester ziemlich viele Saxofon-Spieler sind.
„Wir freuen uns über den großen Saxofon-Satz“, sagt Michael Wiesner. „Aber schön wäre es, wenn wir noch bei den tiefen Blechblasinstrumenten Zuwachs bekämen.“ Das wären Tuba, Posaune, Horn und Euphonium. Bei der Musikersuche für „Lautstark“ war der Musikverein damals einen neuen Weg gegangen, er sprach Erwachsene an, die vor Jahren mal ein Instrument gespielt hatten oder schon immer gerne eines gespielt hätten.
„Wir hatten 4000 Postkarten drucken lassen, die in ganz Gräfenhausen in die Briefkästen geworfen und zu einem Workshop eingeladen“, erzählt Musikvereinsvorsitzender Josef Schneider. Inzwischen seien 18 Musiker zwischen 17 und 72 Jahren aus Gräfenhausen, Erzhausen, Braunshardt und Weiterstadt dabei. „Mein Mann Jens hatte sich gleich zu dem Workshop getraut“, erzählt Christina Rönnfeld, wie sie vom begeisterten Ehemann motiviert dann auch zu „Lautstark“ kam und nun Saxofon spielt. „Ich wollte schon immer Saxofon spielen und musste mit einer Blockflöte anfangen“, schildert sie ihren Weg durch die Musikwelt. „Dann wollte ich eine Piccoloflöte und bekam von meinen Eltern ein Krummhorn.“ Und so lief es darauf hinaus, dass sie 30 Jahre lang kein Instrument spielte. Bis 2014.
„Und die Proben im Duett mit meinem Mann machen wirklich Laune.“ Sandra Huck ist schon länger beim Musikverein dabei, hatte aber eher bei Veranstaltungen mitangepackt und diese organisiert, auch weil ihre Tochter bei den „Taktlosen“ mitspielt, dem großen Orchester des Vereins.
Beim Workshop sei der Funke übergesprungen, erzählt sie. Und der Wunsch entstanden „Piraten der Karibik“ auf der Klarinette mitzuspielen. Bei Ursula Popiolek-Winkler dauerte die Musikpause 20 Jahre. „Dann kam die Einladung vom Musikverein“, erzählt sie. Als sie aus ihrem Altsaxofon keinen Ton mehr herausbekam, dachte sie, dass es kaputt sei.
„Tatsächlich war aber nur meine Atemtechnik weg.“ Unterstützt wird „Lautstark“ von erfahrenen Musikern aus dem Verein, die die Chance nutzen ein neues Instrument zu lernen. Wie zum Beispiel Josef Schneider, der Tenorhorn-Spieler der Blaskapelle spielt bei „Lautstark“ nun Schlagzeug.
[echo-online.de, 9. September 2016]